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MDR
Do, 20.02.2025 | 21:00 - 21:45

Kultur (D 2025)

Weltpremiere auf der Berlinale: der Film "Mit der Faust in die Welt schlagen", nach dem gleichnamigen Roman von Lukas Rietzschel – Die Brüder Philipp und Tobias wohnen mit ihren Eltern in der ostsächsischen Provinz. Ihr Vater hat früher E-Loks gebaut, bevor das Werk stillgelegt wurde. Er muss jetzt für Arbeit in den Westen fahren. Ihre Mutter arbeitet im Schichtdienst im Krankenhaus. Die Brüder sind weitgehend sich selbst und den Lebensumständen überlassen: Der Erfahrung eines umfassenden Zusammenbruchs und den Schwierigkeiten der Eltern, eine neue Existenz aufzubauen. Ein Eigenheim, an dem sie bauen, das aber nie fertig wird, steht symbolisch für den vergeblichen Aufbruchsversuch. Dieser tägliche Existenzkampf und die große Leere im Leben der beiden Jungs wird nur hin und wieder jäh durchbrochen, wenn ein Hakenkreuz auf den Schulhof geschmiert wird. Zuflucht in diesem Vakuum an Halt und Perspektive bietet für Philipp ausgerechnet eine Neonazi-Clique. Die Regisseurin Constanze Klaue hat einen atmosphärisch präzisen Film inszeniert, der von den biografischen Umbrüchen und dem Scheitern von Lebensentwürfen in der ostdeutschen Provinz erzählt. Es ist eine gelungene filmische Umsetzung des Erfolgsromans "Mit der Faust in die Welt schlagen" des Görlitzer Schriftstellers Lukas Rietzschel. Gespräch unserer Moderatorin Yara Hoffmann mit Lukas Rietzschel auf der Berlinale. Spielfilm über den Pflegenotstand – Spätschicht im Krankenhaus: Eine Krankenschwester, die alles gibt – und trotzdem an ihre Grenzen stößt. "Heldin", der neue Film der Schweizer Regisseurin Petra Volpe, begleitet Floria, gespielt von Leonie Benesch, durch eine Nacht auf einer Station mit chronischem Personalmangel. Mit beinahe dokumentarischer Genauigkeit begleitet die Kamera die Schwester, die mit professioneller Eile und Gelassenheit zugleich eine nie versiegende Flut an immer neuen Problemen zu bewältigen hat, nie zur Ruhe kommt, der kleinste Fehler könnte fatale Folgen haben. Petra Volpe hat lange selbst eine Wohnung mit einer Krankenpflegerin geteilt und schrieb ihr Drehbuch, nachdem sie den Tatsachenbericht einer anderen Krankenschwester, Madeline Calvelage "Unser Beruf ist nicht das Problem. Es sind die Umstände", gelesen hatte. Schon heute fehlen in Deutschland rund 90.000 Pflegekräfte, und die Lage wird sich weiter verschärfen: Bis 2049 könnte sich der Mangel auf bis zu 690.000 fehlende Fachkräfte mehr als versiebenfachen. Was bedeutet das für diejenigen, die unter Dauerstress um Leben kämpfen und doch selbst mit allergrößtem Einsatz immer wieder an den Zuständen zu scheitern drohen? "Heldin" handelt sehr intensiv von einem Thema, das uns alle angeht. Wir haben mit der Regisseurin Petra Volpe und der Schauspielerin Leonie Benesch gesprochen. "Endlich Politik verstehen – Wie du nie wieder keine Ahnung hast" – Sachbuch der TikTok-Influencerin Nina Poppel – Deutschland steht kurz vor der Bundestagswahl. Der Turbo-Wahlkampf ist fast vorbei. Rund 2,3 Millionen junge Menschen dürfen dieses Jahr das erste Mal wählen gehen. Doch gerade von der Politik fühlen sich viele Jugendliche nicht gesehen, wie die Influencerin Nina Poppel im Austausch mit ihrer Community beobachtet. Auf ihrem TikTok und Instagram Kanal "nini–erklaert–politik" folgen der Politikwissenschaftlerin über 300 000 Menschen. Hier spricht sie humorvoll und in einfachen Worten darüber, wie Demokratie funktioniert, ordnet Nachrichten ein und macht Politik greifbar. Jetzt hat sie ihr erstes Sachbuch geschrieben, "Endlich Politik verstehen. Wie du nie wieder keine Ahnung hast," eine Art Politik-Crash-Kurs für Einsteiger:innen. Was treibt Nina Poppel an und wie schafft sie es, das Interesse für Politik bei jungen Menschen zu wecken? Wir haben die 30-Jährige auf ihrer Buchpremiere in Stuttgart getroffen und hinter die Kulissen ihres Social-Media-Kanals geguckt. Demos vor der Wahl – und dann? Seit einem Jahr, seit dem "Remigrations-Geheim-Treffen" in Potsdam, gehen in Deutschland hunderttausende Menschen auf die Straße, um "gegen rechts, gegen Rechtsextremismus und gegen Faschismus" zu demonstrieren. Das ist zunächst mal ein gutes Zeichen: anders als in Österreich oder Italien ist der Wille, gegen den Faschismus zu kämpfen, in der DNA der Deutschen, sagt der Historiker und Vorsitzende des Instituts für Zeitgeschichte Professor Andreas Wirsching. Auch Raj Kollmorgen, Professor für Soziologie an der Universität Zittau/Görlitz, sieht die Demonstrationen zunächst positiv. Beide machen allerdings auch Einschränkungen: Massendemonstrationen sind nicht immer Zeichen einer gesunden Demokratie, warnt Andreas Wirsching mit Blick auf die Weimarer Republik. Und Raj Kollmorgen fürchtet, dass es den Demonstranten an Willen fehlen könnte, politische Kompromisse mit der "schweigenden Mehrheit" der Nicht-Demonstranten einzugehen. Letztendlich, das befürchten beide Wissenschaftler, könnten die Demonstration vor allem Zeichen einer zunehmenden Polarisierung der Bevölkerung sein. "Echsklusiv" – das neue Programm der uralten Echse – Die Echse wird nicht älter. Trotz ihres Alters mit Jahrmillionen reptiler Weisheit bleibt sie auch in Zeiten ruppiger Debatten jung, frisch und im Denken. "ECHSKLUSIV" heißt das neue Soloprogramm des vielfach ausgezeichneten Puppenspielers Michael Hatzius. Darin blickt der unangefochtene Star des Ensembles – die Echse – Abend für Abend echsklusiv mit dem Publikum in deren Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft. Das tierische Ensemble komplettieren das ständig streitende Schweinepaar Steffi und Torsten, die cholerische Zecke, das schüchterne Huhn, eine Vielzahl an Enten und eine motzende Möhre vom Sicherheitsdienst. Mit seinem einzigartigen Improvisationstalent binden Michael Hatzius und seine Echse das Publikum aktiv in das Geschehen der Show ein. Kein soziales Thema, kein menschliches Problem, keine Zukunftsfrage, auf die das abgeklärte Urvieh keine Antwort weiß. Die Echse schafft Heilung und gibt den Menschen Orientierung. Die neue Show "ECHSKLUSIV" ist eine "Echsplosion " an Spielfreude und Improvisation und lässt jeden Abend zu einem einmaligen, heiteren und versöhnlichen Ereignis werden. Porträt des Künstlers "Mamai" aus Dresden – Neonfarben, Schulterpolster und zweifelhafte Frisuren, im Ohr: Der Walkman, der Musik endlich mobil machte. Gleichzeitig brodelte es politisch. Die Antiatomkraftbewegung protestierte lautstark für eine atomfreie Zukunft. Der Eiserne Vorhang fing an zu rosten. Die 80er Jahre waren ein ikonisches Jahrzehnt, das die Welt und das Leben vieler verändert hat. Wie das Leben damals so aussah, davon erzählt jetzt das große Wimmelbuch der 80er Jahre. Gezeichnet hat es der Dresdner Künstler Marian Meinhardt-Schönfeld. Es sind historisch bedeutsame Ereignisse wie der Mauerfall, aber auch genau beobachtete Alltagssituationen, die er in 7 Wimmelbildern festhält. Fünf spielen im Westen, zwei im Osten. Wo man sich gerade befindet, wird oft erst auf den zweiten Blick klar. Ikonen der Popkultur wie Madonna oder Alf hat er in seinen Bildern versteckt, aber auch sich selbst verewigt. Zum Beispiel als ostdeutscher Teenager in einem westdeutschen Schwimmbad. Wir haben Marian Meinhardt-Schönfeld in seinem Atelier besucht und über seine Arbeit und die 80er Jahre gesprochen. Kulturkalender: * Neues Theater Halle: "Der Untertan", Premiere am 21. Februar * Renthendorf. Brehms Welt Ausstellung "Von Löwen und Legenden – Wilhelm Kuhnert (1865-1926) und Brehms Tierleben", bis 27. April * Billie Bird "Les Silences" Tour 2025, 21. Februar Magdeburg, 25. Februar Leipzig, 1. März Chemnitz

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  • Weltpremiere auf der Berlinale: der Film "Mit der Faust in die Welt schlagen", nach dem gleichnamigen Roman von Lukas Rietzschel.
  • Spielfilm über den Pflegenotstand.
  • "Endlich Politik verstehen – Wie du nie wieder keine Ahnung hast" – Sachbuch der TikTok-Influencerin Nina Poppel.
  • Demos vor der Wahl – und dann?.
  • "Echsklusiv" – das neue Programm der uralten Echse.
  • Porträt des Künstlers "Mamai" aus Dresden.
  • Kulturkalender.
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