ttt – titel thesen temperamente

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ARD
So, 30.03.2025 | 23:05 - 23:35

Kultur (D 2025)

Gesellschaft im Wandel – Buchpreis für Kristine Bilkau und ihren Roman "Halbinsel" : Ein kleines Dorf an der Nordsee. Hier lebt Annett. Die Bibliothekarin führt ein eher zurückgezogenes Leben, umso stolzer ist sie auf ihre Tochter Linn. Die zog es nach dem Abitur raus in die Welt. Die Mitzwanzigerin engagiert sich für Aufforstungsprojekte in aller Welt, hat ihr Umweltstudium erfolgreich abgeschlossen und gerade ihren ersten Job begonnen. Doch dann bricht Linn bei einem Vortrag zusammen. Ausgebrannt und völlig erschöpft zieht sie zur Erholung vorerst wieder bei ihrer Mutter ein. Das neue Zusammenleben von Mutter und Tochter macht Kristine Bilkau zum Ausgangspunkt für das Ringen um Annäherung und gegenseitiges Verständnis von zwei Generationen. Kristine Bilkau erweist sich als psychologisch genaue Beobachterin. Über ihre sensiblen Figurenporträts erzählt sie von den wichtigen Fragen unserer Gegenwart. Von einer jungen Frau auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft und von einer Mutter, die sich fragt, welche Verantwortung sie trägt, für den Zustand der Welt und ob sie ihre Tochter gut genug auf diese Welt vorbereitet hat. Kristine Bilkau ist für ihren Roman "Halbinsel" für den diesjährigen Leipziger Buchpreis ausgezeichnet worden. ttt hat sie in Leipzig getroffen. Autorin: Rayk Wieland Alhierd Bacharevic erhält Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung: Der Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung ging in diesem Jahr an den belarussischen Schriftsteller Alhierd Bacharevic für seinen Roman "Europas Hunde". Das Buch ist in seinem Heimatland als extremistisch eingestuft und verboten. In einer Mischung aus "Märchen, Agententhriller und Politsatire", so heißt es in der Laudatio, entwirft Bacharevic in seinem Werk das Leben in einer russischen Dystopie aus Sicht seiner Ich-Erzähler, allesamt Träumer und verkrachte Existenzen, die sich in ihre eigene Realität flüchten. Seit fünf Jahren leben Alhierd Bacharevic und seine Frau im Exil, haben vorerst in Berlin eine neue Heimat gefunden. Die Auszeichnung trage nicht nur dazu bei, "Belarus auf der literarischen Landkarte sichtbar zu machen." Sie sei, wie er sagt, ebenso wichtig für die ganze unabhängige belarussische Literatur. Trotz der Repressionen, die ihm in Belarus drohen, schreibe Bacharevic daher weiter auf Belarussisch. Denn für ihn und viele andere belarussische Autorinnen und Autoren sei ihre Sprache beides: "Schmerz und Schatz zugleich". Autor: Dennis Wagner Buchmesse-Gastland Norwegen präsentiert vielfältige Literaturlandschaft: Fjorde, zerklüftete Gebirgszüge, Wasserfälle, weite Hochebenen und kleine Inseln – so vielfältig und abwechslungsreich wie die Natur ist auch Norwegens literarische Landschaft. Und dazu höchst erfolgreich. Mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern kann das Land stolz sein auf eine ganze Reihe von internationalen Bestsellerautoren und Autorinnen, wie Jostein Gaarder, Karl Ove Knausgård, Jo Nesbø oder Maja Lunde, die allein mit "Die Geschichte der Bienen" 1,4 Millionen Bücher verkaufte. Im Land selbst herrscht eine ausgeprägte Schreiblust. Das liegt auch an dem einzigartigen Förderprogramm, mit dem der norwegische Staat die Literaturszene unterstützt, "innkjøpsordnungen" genannt. Der Staat kauft von den allermeisten in Norwegen erscheinenden Büchern ein Kontingent auf, das Schulen und Bibliotheken zur Verfügung gestellt wird. Im Jahr 2025 werden es in der Kategorie "Roman" 773 Exemplare pro Buch sein. Dass auf Bücher keine Mehrwertsteuer erhoben wird, wirkt zusätzlich fördernd. Auch Übersetzungen werden staatlich gefördert und bezahlt, um den Export zu beflügeln. Und das gilt nicht nur für Belletristik und Sachbücher, sondern auch für Lyrik oder literarische Essays – ein Luxus. "Traum vom Frühling" heißt das Motto der Norweger auf der Leipziger Buchmesse. "ttt" sprach mit Bestseller-Autorin Maja Lunde über das Bücherland Norwegen. Autorin: Hilka Sinning Simon Strangers "Museum der Mörder und Lebensretter" : Im Mai 1943 taucht vom Grund eines Sees südöstlich von Oslo ein Geheimnis auf. Es ist die Leiche eines Mannes. Eine Woche später gibt der See eine zweite Leiche frei, eine Fau. Simon Strangers Roman "Museum der Mörder und Lebensretter" beginnt mit der Entdeckung eines Mordes. Im Laufe des Buches stellt sich heraus, dass es sich bei den Ermordeten um das jüdische Ehepaar Feldmann handelt, welches auf der Flucht nach Schweden vor der drohenden Deportation war. Norwegen war von Nazideutschland 1940 besetzt worden und kollaborierte. Die beiden Mörder, Männer, die für den norwegischen Widerstand arbeiten und für hunderte Juden die Flucht ins neutrale Schweden organisieren. Warum diese schreckliche Tat? War es ein Raubmord? Mussten sie in auswegloser Situation handeln, um die Widerstandgruppe vor Entdeckung zu schützen? Unter den von einem der Mörder später geretteten Juden, war die Schwiegermutter des Autors. Klug und eindringlich verbindet Simon Stranger in seinem Buch persönliche Familiengeschichte, fiktionale Schilderungen und die Geschichte der Kollaboration Norwegens. Autor: Jens-Uwe Korsowsky Macht im Umbruch" – die Herausforderungen einer sich neu ordnenden Welt: Welche politische Rolle soll Deutschland im 21. Jahrhundert übernehmen? Wie steuert russische Propaganda die Politik im eigenen Land und in der Welt? Und wie blicken osteuropäische Länder auf die Gefahr durch Russland? Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler beschreibt in seinem neuen Buch "Macht im Umbruch" die komplexen Herausforderungen einer sich neu ordnenden, multipolaren Weltordnung und entwickelt Strategien für die deutsche Politik: Deutschland, so Münkler, muss in Europa eine führende Rolle übernehmen. Das Buch "Pop-Up-Propaganda" der in Berlin lebenden russischen Journalistin Irina Rastorgueva hat den Leipziger Buchpreis in der Kategorie Sachbuch gewonnen. Sie schildert in furios ironischem Ton den alltäglichen Wahnsinn russischer Desinformation. Und sie gibt Tipps, wie Russinnen und Russen trotz staatlicher Überwachung und ständiger Gefahr Widerstand leisten können. Michael Thumann, langjähriger Moskau-Korrespondent der "Zeit", schildert in seiner Reisereportage "Eisiges Schweigen flussabwärts" seine Fahrt von Moskau und Berlin. An den Grenzen erlebt er eine erneute Teilung Europas: Während der Westen auf eine friedliche Einigung mit Russland hofft, fürchten sich viele Osteuropäer vor russischer Angriffslust und Revanchismus. Autorin: Petra Böhm Und: Siham El-Maimouni trifft den Influencer Tahsim Durgun und spricht mit ihm über sein sein Buch \"Mama, bitte lern Deutsch\". Darin reflektiert Durgun, der im niedersächsischen Oldenburg aufgewachsen ist, anhand der eigenen Familiengeschichte die postmigrantische Gesellschaft in Deutschland und macht dabei auf humorvolle Weise Schwierigkeiten und Missverständnisse sichtbar.

Thema
  • Gesellschaft im Wandel – Buchpreis für Kristine Bilkau und ihren Roman "Halbinsel".
  • Alhierd Bacharevic erhält Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.
  • Buchmesse-Gastland Norwegen präsentiert vielfältige Literaturlandschaft.
  • Simon Strangers "Museum der Mörder und Lebensretter".
  • Macht im Umbruch" – die Herausforderungen einer sich neu ordnenden Welt.