Westart

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WE3
Mo, 28.04.2025 | 04:15 - 04:45

Kultur (D 2025)

Westart zu Besuch in der Glashütte Gernheim in Petershagen Nur noch sehr wenige Menschen in Deutschland beherrschen das komplexe Kunsthandwerk der Glasherstellung. In der Glashütte Gernheim in Petershagen im äußersten Nordosten Nordrhein-Westfalens fertigen Glasmacher noch heute mit Pfeife, Holzform und Schere aus der glühend heißen Masse Gefäße. 2023 wurde die manuelle Glasfertigung im heutigen LWL-Museum Gernheim deshalb offiziell in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Im 19. Jahrhundert war die Glashütte ein bedeutender Industriestandort; der imposante Kegelturm ist ihr bis heute erhaltenes Wahrzeichen. / Westart-Moderatorin Siham El-Maimouni schaut den Glasmachern bei ihrer Arbeit über die Schultern und besucht die Korbflechterei sowie die Häuser der Arbeiter und der Hüttenbesitzer. Neben dem Museum hat Petershagen ein weiteres Highlight zu bieten: Die Stadt gilt als "Storchen-Hauptstadt" in NRW – Siham schaut nach, ob die Horste in den wesernahen Bereichen wieder von Störchen genutzt werden. / Musiktheater im Revier: Die Dreigroschenoper: In Gelsenkirchen steht Bertolt Brechts und Kurt Weills Klassiker "Die Dreigroschenoper", uraufgeführt 1928, auf dem Programm. Im Zentrum der Satire auf die kapitalistische Gesellschaft: der Gangster Mackie Messer, der trotz seiner Verbrechen die Herzen der Frauen gewinnt. Seine Hochzeit mit der Tochter des Bettlerkönigs löst eine Reihe von Intrigen aus. Wer wird den Kampf um Recht und Unrecht letztendlich gewinnen? Die Sozialkritik des Stücks scheint angesichts der aktuellen sozialen und politischen Weltlage noch immer aktuell. Brechts bissige Texte und Weills Musik schaffen eine düstere, fesselnde Atmosphäre. Clou dieser Inszenierung: auch das Puppentheater des Musiktheaters gehört zum Ensemble. / Bundeskunsthalle Bonn: Para-Moderne. Lebensreformen ab 1900: Frei sein, vom Kapitalismus, der industriellen Gesellschaft und den Zwängen des bürgerlichen Lebens, Aussteigen in ein alternatives Leben – ein Traum junger Menschen um 1900. Dazu gehörten die Rückkehr zur Natur, ein friedliches Leben, Spiritualität und Körperkultur. Die passende Ästhetik der entstandenen Reformbewegungen in Design und Kunst zeigt die Ausstellung in der Bundeskunsthalle. Viele dieser frühen Reformideen finden in heutigen Überlegungen zu Nachhaltigkeit, Gesundheit und Gemeinwohl ihre Fortsetzung. Künstlerkolonien und Reformsiedlungen waren Projekte des Ausstiegs aus dem industrialisierten urbanen System und richteten sich gegen die gesellschaftlichen Zwänge der wilhelminischen Zeit. Wohin führten die neuen Sichtweisen und welche Ideen erkennen wir heute im Zeitgeist wieder? / Der Ratinger Hof in Düsseldorf : Historischer Ort, neu eröffnet: Fliegende Tierkadaver, picklige Stachelfrisur-Träger und Malerfürsten im Altbier-Rausch: Der Ratinger Hof war die Geburtsstätte von Punk und New Wave in Deutschland. Die Düsseldorfer Künstlerkneipe der 1970 und 1980er Jahre war Szenetreff der Undergroundkultur und nachmittags Probenraum. Regelmäßige Gäste waren Campino ebenso wie Kraftwerk, der Dichter Thomas Kling und Künstler wie Polke, Sieverding und Beuys. Nach der Schließung 1989 wurde der Ratinger Hof Technodisco, dann wieder Auftrittsort für Musiker und schließlich Soziokulturelles Zentrum. Auch dieses scheiterte. Anfang Mai sollen sich die Türen wieder öffnen – diesmal unter der Federführung von Konzertveranstalter Bernie Lewkovicz, der den kulturhistorisch bedeutenden Ort in die Zukunft führen will. / Neues Buch von Yannic Han Biao Federer: "Für immer seh ich Dich wieder": Eben noch haben die werdenden Eltern Wickeltische gegoogelt, Stillkissen angeschafft – plötzlich müssen sie einen Kindersarg aussuchen, ein Grab kaufen. Alles fühlt sich falsch an, verrückt und wie ausgedacht, aber es passiert wirklich. Das Schreiben ist ein Versuch zu begreifen, was ihnen widerfahren ist. In seinem neuen Buch "Für immer seh ich Dich wieder" erzählt Yannic Han Biao Federer von der existentiellen Erfahrung, Vater eines totgeborenen Kindes zu werden. Eine berührende Geschichte von Schmerz und Abschied, Elternschaft und Liebe.

Thema
  • Musiktheater im Revier: Die Dreigroschenoper.
  • Bundeskunsthalle Bonn: Para-Moderne. Lebensreformen ab 1900.
  • Der Ratinger Hof in Düsseldorf : Historischer Ort, neu eröffnet.
  • Neues Buch von Yannic Han Biao Federer: "Für immer seh ich Dich wieder".